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Was bedeutet “sprachsensibler Ansatz”?

Der sprachsensible Ansatz begreift das Sprachliche als zusätzliche Aufgabe, neben dem fachlichen Inhalt. Nicht nur die fachliche Kompetenz ist Gegenstand der didaktischen Überlegungen, sondern auch die sprachliche Kompetenz. Das heißt, dass die Aufgabe nicht nur darin besteht den – beispielsweise technischen Kontext – adäquat aufzubereiten, sondern auch die verwendete Sprache.

Die Sprache wird also nicht als beliebig verfügbares, bereits fertiges Vehikel aufgefasst mit dem Begriffe und Fakten transportiert werden, sondern als eigenes Lernfeld, mit eigenen Lernzielen für das behandelte Thema.

Im Umfeld von technischen, praktischen Berufen folgt der sprachsensible Ansatz der Fachkompetenz des Ausbilders oder Anleitenden. Weil dieser die berufsspezifischen Schwierigkeiten genau kennt, ist die sprachliche Anpassung keineswegs kompliziert:

Um dies umzusetzen bedarf es vorallem

Vertiefung: Hintergründe zum sprachsensiblen Ansatz

Inhalte sprachsensibel aufzubereiten bedeutet, dass eine vorbereitende Arbeit an der zu verwendenden Sprache stattfindet, die sich an geeigneten Vorgaben und Maßnahmen orientiert. Diese Vorgaben und Maßnahmen ergeben sich aus didaktisch fundierten Methoden, die durch interdisziplinäre Betrachtung und auf der Grundlage von Ergebnissen verschiedener Wissenschaftsdisziplinen von Personen erarbeitet wurden, die für ihre berufliche Praxis nach Lösungen gesucht haben. Dadurch ist in den letzten Jahren eine sprachsensible Didaktik entstanden, deren multidisziplinärer Ansatz sich aus Erkenntnissen diverser Wissenschaftsdisziplinen speist: Entwicklungspsychologie und menschliche Sprachentwicklung, Lerndidaktik, Neurologie und die Sprachwissenschaftsdisziplinen Linguistik und Semantik haben den Ansatz der sprachsensiblen Fachdidaktik beeinflusst. Als herausragender Vertreter sprachsensibler Fachdidaktik im Kontext Schule sei Josef Leisen genannt. Seine Methoden-Werkzeuge für den sprachsensiblen Fachunterricht setzen die Synergien einer multidisziplinären Betrachtung in die Schulpraxis um.

Allgemein formuliert könnte man sagen, dass der sprachsensible Ansatz nicht nur die Lernziele denen der Inhalt zuarbeiten soll berücksichtigt, sondern auch die spezifisch sprachlichen Voraussetzungen und Kompetenzen in diesem Kontext. Diese sprachspezifischen Merkmale werden transparent gemacht und als eigenes Lernfeld betrachtet. Das hat zur Konsequenz, dass neben den fachlich-kognitiven Lernschritten auch die sprachlichen Lernschritte als solche gesehen werden.

Daher ist eine der ersten konkreten Maßnahmen die, dass relevante Fachbegriffe und zielsprachlich relevante, fachlich geprägte Sprachstrukturen identifiziert werden. Dieser fachsprachliche Komplex verlangt dann eine sorgfältige Analyse hinsichtlich Quantität und Qualität. Aus dieser Analyse ergibt sich die Wort- und Sprachgebrauchsliste für den zu vermittelnden Inhalt. Der sprachsensible Ansatz geht über diesen fachsprachlichen Kern hinaus dann konkret die verwendete Sprache an. Dabei ist klar, dass viele Methoden für die sprachliche Aufbereitung gängige und etablierte Mittel sind, die in der Stilkunde, in der Wissensvermittlung und Lehrdidaktik ohnehin ihren Platz haben.

Allerdings ergeben sich aus Erkenntnissen der Linguistik und der Spracherwerbsforschung wichtige Maßnahmen, die in unserer modernen Wissensgesellschaft mit ihren heterogenen Lernergruppen einen binnendifferenzierten Zugang zu Lerninhalten ermöglichen helfen.

Nicht zuletzt ist durch den gesellschaftlichen Wandel die Forderung gestiegen, Lerninhalte von jenen Verständnissperren zu befreien, bei denen es sich um spezifische Erschwernisse des Deutschen handelt oder die sich als schlechter Stil lediglich aus eingeschliffener Gewohnheit hartnäckig gehalten haben. Solche Sprachstrukturen können zugunsten einer besseren Verständlichkeit verlustfrei vermieden werden. Hierzu gehören auch etliche Ausdrucksweisen die im Deutschunterricht mit zu wenig Differenzierung auf das Register in dem sie passend sind vermittelt werden.

Der Deutschunterricht bereitet nach wie vor viel zu wenig darauf vor, wie Sprache im Beruf oder in der Alltagsbewältigung zweckdienlich zu verwenden ist. Da es auch meist daran fehlt, diese unterschiedliche Verwendung von Sprache überhaupt transparent zu machen und den Einsatz von Sprache im Beruf als gleichwertige Kompetenz zu begreifen, die nicht geringer zu schätzen ist, als der bildungssprachliche Habitus eines bestimmten akademischen Kontexts, ernten wir mit der Forderung nach einfacher, verständlicher Sprache oftmals sogar Kritik. Als würde es um eine Simplifizierung gehen, die das Lehr- und Lernniveau absenkt. Dabei geht es im wesentlichen um eine dem fachlichen Kontext angepasste Sprache und die diesem – etwa dem Kontext von technischen Berufen – geschuldete andere Anwendung von Sprache und andere Priorisierung sprachlicher Mittel.