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Im Rahmen des Projekts “Schwäbisch em Kendergarda” haben die Kinder eines der schwäbischen Lieder die sie gesungen haben aufgenommen.
D’Bäure hot d’Katz verlorn, weiß net, wo’s isch.
|: Se sucht alle Winkele aus: „Mulle, Mulle, wo bisch?“ :|
Im Höfle, im Gärtle, was jammert se schwer:
|: „O Mulle, liebs Mulle, so gang mr doch her“ :|
I koch dir a Süpple, tua Brocka dranei.
|: O Mulle, liebs Mulle, komm doch wieder heim!“ :|
Was fällt jetzt dr Bäure ganz siedigheiß ei?
|: „Dort oba aufm Boda, im Heu drin könnt’s sei!“ :|
Sie steiget herzklopfet am Leiterlen auf.
|: Ka’s fast et verschnaufe, macht’s Falltürle auf. :|
Guckt eine, guckt auße jetzt horch, wie se lacht:
|: „Potztausig, mei Mulle, a Schläfle hot’s gmacht!“ :|
Jetzt, dass de hao gfonda, bin i aber froh.
|: „O Mulle, liebs Mulle, jetzt bisch wieder do! :|
Das Lied gibt es natürlich in vielen Versionen mit leicht variierender Aussprache. Schwäbisch ist eben nicht gleich Schwäbisch und die regionalen Varianten sind zahlreich.
D‘Bäure hot d‘Katz v e r l o r a statt v e r l o r n
Se sucht e l l e statt a l l e
tua B r o c k a l a n e i statt tua B r o c k a d r a n e i
dass de h a n gfonda statt h a o gfonda
Kleine Unterschiede, gewiss. Doch in einem Chor müsste man sich einigen.
Und auch inhaltlich gibt es wohl Varianten:
Da sucht dann die Mutter die Katze und nicht die Bäuerin: “D‘muodr hot d‘Katz verlora”.
Kommentar zum Liedtext
Gesungen von Kindern im 21. Jahrhundert denken wir unwillkürlich an das in die Straßen der Siedlung entlaufene Haustier. An Steckbriefe mit denen die Nachbarschaft um Hilfe gebeten wird, um hoffentlich das geliebte Kätzlein zu finden bevor es womöglich überfahren wird.
Seinen Ursprung hat das Lied allerdings eher in einem Umfeld, in dem sich die Katzen auf dem Bauernhof durch Mäusejagd nützlich machen sollten und der Überschuss an Maikätzle einer mehr oder weniger gnadenvollen Dezimierung anheim fiel. Und da gibt es dann diese Bäuerin. Nicht irgendeine, sondern d i e Bäuerin. Sänger und Zuhörer wissen schon welche. Es ist also immer ein Lied über eine Person zu
der alle eine Beziehung haben. Stellen wir uns einmal vor, das Lied würde zum Ausklang eines arbeitsreichen Tages bei den Gesindehäusern auf einem Hof gesungen.
Aus den Kehlen der für die Bäuerin arbeitenden Leute würden wir dann den Spott sehr deutlich heraushören, der in dem Lied anklingt.
Kein derber, abfälliger Spott. Und doch macht man sich über die sentimentale, mit einem Mal so besorgte Bäuerin lustig. Sie hat wohl einen Narren gefressen, an dem Katzenvieh. Während sie möglicherweise
die Erntehelfer knapp bezahlt und mager verköstigt, verspricht sie ihrer "Mulle", also der "Mieze" dass sie etwas besonders leckeres zu fressen bekommt. Denn sie hat die Katze verloren. Kann man auf einem Hof eine Katze verlieren?
Eigentlich nicht. Die Katze schert sich vermutlich wenig um die Bäuerin und tut und lässt wonach ihr der Sinn steht. In diesem Fall macht sie mal wieder ein Schläfchen.
Was die Bäuerin mit “Potztausig” kommentiert. Würde es sich um einen besonders hohen Katzensprung oder das erlegen einer dicken Ratte handeln: ein angemessener Ausruf! Aber ein Schläfchen?
Ein bisschen arg gefühlsduselig mit ihrem Mulle ist sie also die Bäuerin. Hoffen wir, dass sie sich auch den Menschen die mit ihr auf dem Hof leben, von ihrer gefühlvollen Seite zeigen kann.