Pandemiekonditionierte Pädagogik

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Drei Jahre Pandemie

Im März 2023 ist die Pandemie, die des Erregers SARS-COV2 wegen von der WHO ausgerufen worden war, noch immer nicht für beendet erklärt. Im öffentlichen Personentransport liegt das Ende der Verpflichtung zum Tragen einer genormten Mund-Nasen-Bedeckung im Bundesland Baden-Württemberg nur wenige Wochen zurück.

Veränderung der menschlichen Begegnung

Seitdem die WHO am Mittwoch den 11. März 2020 einen Pandemie-Status erklärt hatte, war auch in Europa und in Deutschland viel außerordentliches geschehen. In Deutschland veröffentlicht das Robert-Koch-Institut ab 4. März einen täglichen Situationsbericht. Am 17. März 2020 wurden, neben anderen, Schulen und Kindertagesstätten und alle Begegnungsstätten der sozialen Fürsorge oder Bildung geschlossen. Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Hospize, Wohnheime für Menschen mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf, alles wurde geschlossen. Niemand durfte mehr seinem Nächsten dort begegnen. Und es wurde untersagt einander privat zu treffen, die Eltern, Familienangehörigen und Verwandten oder Freunde zu besuchen. Eltern und Kinder saßen in ihren Wohnungen fest. Es war verboten auf den Spielplatz zu gehen. Überhaupt sollte der Aufenthalt außerhalb der Wohnung möglichst kurz gehalten werden.

Schließlich kam dann die Mund-Nasen-Bedeckungspflicht. Auch für Kinder ab 6 Jahren. Als einem wieder erlaubt war, Spielplätze zu nutzen, sollten die Kinder einen Abstand von 1 m 50 einhalten.

Die Kinder gingen dann in Schulen und Kitas, in streng voneinander getrennten Gruppen, welche einander nicht begegnen durften. Eltern hatten keinen Zutritt. Räume, Korridore wurden behelfsmäßig mit Möbel-"Wänden" und Absperrbändern abgeteilt. Kinder sollten nicht nebeneinander sitzen.

All das können wir Menschen nicht als kurze Schockepisode einfach abspalten und verdrängen. Denn es währte jahrelang, mit verordneten Anpassungen. Verschärfungen folgten auf Lockerungen. Und es hat alle Lebensbereiche durchdrungen. Das prägt daher unsere Beziehungen längerfristig. Der erste Händedruck zwischen einander bisher fremden Erwachsenen, zwischen Eltern die ihr Kind im Kindergarten anmelden und der Erzieherin etwa: Er findet nicht mehr ungezwungen statt. Die kollegiale Umarmung: keine spontane Selbstverständlichkeit mehr. Wir müssen also schon festhalten: Vor der Pandemie fußte unser pädagogisches Handeln auf anderen Voraussetzungen:

Nun müssen wir unser Pädagogisches Handeln auf andere Füße stellen und fragen, was es jetzt braucht.

Sprachlern- und Bildungsprozesse bei Abstandsgeboten und Gesichtsbedeckung

Wenn die Abstandsgebote und die Gesichtsbedeckungen eine Episode von einigen Wochen geblieben wären, dann hätten wir das als außerordentliche Eingriffe verarbeitet. Da jedoch so vieles so lange bleibt wird es uns anders prägen. Auch wenn wir über Strategien verfügen, um mit einschneidenden Eingriffen umgehen zu können.

In den letzten Jahrzehnten ist in der frühkindlichen Pädagogik vieles geleistet worden, das die Feinheiten der Beziehungsqualität zwischen Pädagogischer Fachkraft und Kind herausgearbeitet hat. Die Mikroprozesse der Bildung wurden beschrieben und auch in konkrete Handreichungen für die Umsetzung im pädagogischen Alltag übertragen.

Viele etablierte Methodensätze für die Qualifizierung von Pädagogischen Fachkräften - insbesondere für die sprachliche Bildung - machen diese Erkenntnisse zum Kern ihrer Qualifizierungsmodule: Stimmmodulation, Körperhaltung, Blickkontakt, Mimik, Wortwahl, Feinfühligkeit und Responsivität sind konkrete Parameter für professionelle Weiterbildung geworden.

Diese Grundannahmen stehen im Widerspruch zu den Pandemie-Maßnahmen. Denn Ausgangspunkt allen pädagogischen Handelns, im Sinne des hier ausgeführten Verständnisses zur Unterstützung der Bildungsprozesse des jungen Kindes, ist seine natürliche Spontaneität und Fähigkeit sich spielerisch engagiert die Welt anzueignen.